Ein keltischer Rennfeuerofen

 


 

Bei der Verhüttung von Eisenerzen finden chemische Reaktionen statt, die dazu führen, dass aus einem Teil des Erzes metallisches Eisen entstehen kann und störende Begleitelemente in einer Schlacke gebunden und abgeführt werden. Bei der Reaktion, die zum Metall führt (Reduktion), wird dem Eisenoxidanteil im Erz Sauerstoff entzogen, das von einem geeigneten Reaktionspartner fest an sich gebunden wird.
Als Reduktionsmittel und Energieträger wird Kohlenstoff (6C) verwendet, der erst in das durch Sauerstoffaufnahme (3O2) reaktive Kohlenmonoxid (6CO) und dann durch die Reaktion mit dem Erz in Kohlendioxid (6CO2) umgewandelt wird, während das Erz (2Fe2O3) durch Sauerstoffentzug in Wüstit (4FeO) und dann zum Metall (4Femet) überführt wird.

Diese und eine ganze Reihe weiterer Reaktionen laufen nur in geeigneten Verhüttungsöfen wie den alten Rennöfen oder auch beim Hochofenbetrieb ab.
Bei der Verhüttung im Rennofen (rennen = verflüssigen der Schlacke) wird das Metall in fester Form reduziert, teilaufgekohlt und von einer flüssigen Schlacke geschieden. Dies ist bei relativ niedrigen Temperaturen unterhalb von 1200 Grad möglich, wobei aber sehr viel Erz zur Schlackenbildung verbraucht wird.

 
  Rekonstruierter Rennofen im experimentellen Betrieb.      
     
 

Die in Neuenbürg ausgegrabenen keltischen Rennfeueröfen gehören zum Typ der so genannten Kuppelöfen (Konstruktions Skizze) mit Vorgrube und aufgesetztem Beschickungsschacht. Die Öfen waren weitgehend in den Hang eingegraben. Lediglich der Beschickungsschacht und Teile der Frontpartie blieben frei. Verhüttet wurde das zuvor mit Pochsteinen pulverisierte Brauneisenerz, das in regelmäßigen Abständen von oben zusammen mit Holzkohle in den bereits mit glühenden Holzkohlen vorgeheizten Reaktor gegeben wurde. Die Zufuhr der Verbrennungsluft erfolgte an der Vorderfront über ein Düsenrohr, das vermutlich mit natürlichem Hangwind versorgt wurde. Alternativ wäre auch der Einsatz eines Blasebalgs denkbar – an einem zweiten keltischen Verhüttungsplatz bei Waldrennach wurde ein Ofenwandfragment mit einer Aussparung für einen Blasebalgansatz gefunden. Die produzierten Schlacken und das Metall (meist kohlenstoffreicher Stahl) sammelten sich im Ofen und mussten nach Ende des Prozesses durch eine gewaltsame Öffnung der Frontpartie ausgeräumt werden. Es war möglich, das Ofenfutter zu reparieren, die Aufbruchstelle wieder zu verschließen und sehr viele Verhüttungsgänge durchzuführen.

 
 


 
  Rekonstruktion eines keltischen Rennofens im Schnaizteich
nach dem Grabungsbefund 2004.
 
     
 

 
  Blick in das Innere eines keltischen Rennofens
mit erhaltenem Düsenrohr zur Belüftung.
 
     
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